Charta für ein nachhaltiges Wettsteinquartier

Ein Quartier macht sich fit für die Zukunft

Vor etwas mehr als einem Jahr kamen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Wettsteinquartier zusammen, um über ihre Vorstellungen und Wünsche zum Quartier zu diskutieren. Das Ergebnis: eine Charta und eine Reihe von konkreten Projektvorschlägen zur Erneuerung des Quartiers.

 

In den Quartierstrassen stehen Baumalleen, spielende Kinder sind unterwegs, Velos haben genügend Platz, an jeder Kreuzung findet man Sitzgelegenheiten, und man hört die Vögel pfeifen. Sehr selten summt ein Auto im Schritttempo vorbei über einen Belag aus Mergel, auf den Dächern sind Solaranlagen zu sehen, viele der neu isolierten Fassaden sind jetzt begrünt. Und überall sind Menschen unterwegs, nehmen sich den Raum, der für sie da ist.
So könnte das Quartier aussehen, wenn die Vorstellungen des «Quartierlabor Wettstein», das vor einem Jahr vom Verein «wettstein21» initiiert wurde, umgesetzt werden.

 

Ein offener Prozess
Die Ideen der Quartierbevölkerung für eine nachhaltige Quartierentwicklung wurden in verschiedenen «Quartierlabor» Veranstaltungen gesammelt. Aus den dutzenden, fast hundert von Ideen, die aus der ersten «Quartierlabor» Veranstaltung im 2020 kamen, hat die daraus entstandene Begleitgruppe eine «Charta für ein zukunftsfähiges Wettsteinquartier» samt einem Strauss von konkreten Projektvorschlägen erarbeitet. Die «Charta» hält fest, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers «Mitverantwortung» übernehmen für den Klimawandel, dass sie auf nachhaltige, erneuerbare Energien und Mobilität setzen wollen, dass sie ihr Quartier als ein Pilotprojekt für die Möglichkeiten von morgen verstehen.
Die «Charta» sowie die verschiedenen Projekte wurden im letzten Herbst an einer zweiten, offenen und allen zugänglichen «Quartierlabor» Veranstaltung diskutiert, von den Beteiligten breit unterstützt und danach von der Begleitgruppe finalisiert.
Nun wird sie lanciert, um das Interesse und die Unterstützung weiterer Personen aus dem Quartier, Organisationen und Vereinen oder Kleinbetrieben einzuholen; eine Unterschriftensammlung ist im Gang.

 

Kernidee «Superblocks»
Die grundlegende Idee der «Charta» beruht auf den «Superblocks», einer urbanistischen Intervention, die zuerst in Barcelona umgesetzt wurde. «Superblocks» sind Gevierte, die aus mehreren Blöcken zusammengesetzt sind; innerhalb dieser «Superblocks» gibt es eine Temporeduktion für Autos mit Priorisierung des Langsamverkehrs, es sind nur Zulieferungen sowie Zufahrten für Anwohnerinnen und Anwohner erlaubt. Rundherum, auf den Zufahrtstrassen, ist «normaler», allerdings auf Tempo 30 reduzierter Verkehr möglich.
Sechs solcher «Superblocks» soll es im Wettsteinquartier geben, sie sollen, geht es nach den Vorstellungen der Initiant:innen einen neuen, offenen, ökologisch und sozial aufgewerteten städtischen Raum bieten. Diese Aufwertung, auch das ist in der Charta festgelegt, soll den Bewohner:innen neue Begegnungsräume eröffnen, sie dient aber auch als Schutz gegen die Hitzeinseln, die in einem heisseren Klima der Zukunft die Regel sein werden.

 

Partizipation mit Pilotcharakter
Die Initiant:innen adressieren mit der «Charta» einerseits den Kanton; mit dessen Unterstützung und zusammen mit den Quartierbewohner:innen sollen die Projektvorhaben möglichst zügig umgesetzt werden. Die «Charta» ist aber auch Selbstverpflichtung und Ermunterung für die Quartierbevölkerung, den städtischen Raum für temporäre oder lokal begrenzte Interventionen und Projekte zu nutzen, von der Aufstellung von Strassenspielen, Stadtmöblierung und Topfpflanzen, der zeitweiligen Sperrung einer Strasse für Filmvorführungen oder Tauschmärkten bis hin zur teilweisen Umwandlung von mehreren Strassenzügen in Begegnungsstrassen mit schattenspenden, neuen Baumreihen oder begrünten Strassenfassaden.

Das Quartier, mit anderen Worten, soll zu einem lebendigen, partizipativen Ort mit Laborcharakter werden, um den Weg hin zu einer klimaneutralen Quartierentwicklung zu bahnen und damit einen nachhaltigen Lebensstil zu fördern; das Ziel «netto null» bei dem Treibhausemissionen im Quartier ist in der Charta und in den Projekten mit eingeschrieben.
Dieses Vorhaben im Wettsteinquartier reiht sich ein in viele ähnliche Projekte, die im In- und Ausland bereits realisiert oder geplant sind – damit Basel den Anschluss an die Stadt der Zukunft nicht verpasst.


Mehr Informationen und Downloads
Charta plus Anhang: https://www.quartierlabor.ch/charta  

Weitere Informationen: www.quartierlabor.ch
 

Kontakte
Nicole Wirz, Initiantin und Projektleitung «Quartierlabor», 079 541 14 35
Christoph Keller, Präsident wettstein21, Begleitgruppe «Quartierlabor», 076 316 55 42